Was ist ein Objektiv-MTF-Diagramm und wie lese ich es?

Die Modulartransferfunktion oder MTF ist ein Maß für das optische Leistungspotenzial eines Objektivs. MTF-Diagramme können Ihnen ein besseres Verständnis der optischen Qualität verschiedener NIKKOR-Objektive vermitteln und eine praktische Referenz sein, wenn Sie sich über Objektive informieren und diese vergleichen. Sie finden MTF-Diagramme auf den Webseiten zu dem jeweiligen NIKKOR-Objektiv auf der globalen Nikon-Website.

Ein MTF-Diagramm stellt den Kontrast und die Auflösung eines Objektivs von der Mitte bis zu den Kanten im Verhältnis zu einem „perfekten“ Objektiv dar, das 100 % des einfallenden Lichts übertragen würde. Der Kontrast eines Objektivs ist wichtig, da dieser in Korrelation zur Auflösung des Objektivs steht.

Die Verwendung eines MTF-Diagramms ist die bevorzugte Methode für die Beschäftigung mit der optischen Objektivleistung, da hier theoretische Gleichungen eingesetzt werden, um eine Leistungskurve darzustellen, und sie sich nicht auf subjektive Meinungen, Motive, Kamerafunktionen, Software oder andere Faktoren stützen.

Die Y-Achse (vertikale Achse) eines MTF-Diagramms stellt die Übertragung des Lichts durch das Objektiv mit einem maximalen Wert von „1,0“ dar, der 100 % Lichtübertragung darstellen würde. Eine Lichtübertragung von 100 % ist aber nicht möglich, da Glas nicht zu 100 % transparent ist.

Die X-Achse (horizontale Achse) zeigt die Entfernung der Mitte des Bildes zu seinen Kanten. Die „0“ in der unteren linken Ecke steht also für die Mitte des Objektivs und die Zahlen entlang der unteren Achse stellen die Entfernung nach außen zur Objektivkante in Millimetern dar.

So lesen Sie ein MTF-Diagramm

In einem MTF-Diagramm von Nikon sind zwei Datengruppen dargestellt: sagittale und meridionale Linien.

Sagittale Linien (die durchgehenden Linien) stellen die Kontrastmessungen von Linienpaaren dar, die parallel zu einer diagonalen Linie verlaufen, die von unten links nach oben rechts durch die Mitte des Objektivs verläuft.

Meridionale Linien (die gepunkteten Linien) stellen Linienpaare dar, die ebenfalls entlang einer gedachten Linie von der Mitte eines Objektivs zur Kante verlaufen, wobei diese Linienpaare aber senkrecht zur diagonalen Linie stehen.

Für jeden sagittalen und meridionalen Wert gibt es zwei Testlinien-Gruppen: eine Gruppe bzw. Linienpaare mit 10 Linien pro Millimeter und eine zweite Gruppe mit 30 Linien pro Millimeter. Die unteren Linienpaare (10 Linien/mm) werden im Allgemeinen höher im Diagramm abgebildet als die anspruchsvollere feine Auflösung mit 30 Linien/mm.

Sagittale und meridionale Linien

Im Allgemeinen gilt: Je höher und flacher die Linien sind, desto besser. Höhere Linien stehen für einen besseren Kontrast (10 Linien/mm) bzw. eine bessere Auflösung (30 Linien/mm), während eine flachere Linie (links nach rechts) zeigt, dass die optische Leistung an der Bildkante im Vergleich zur Mitte nahezu identisch ist.

Hier sehen Sie ein MTF-Diagramm für das Objektiv NIKKOR Z 35 mm 1:1,8 S. Bei der Messung der Objektivleistung für ein MTF-Diagramm werden die Nikon-Tests mit der maximalen (größten) Blende des Objektivs durchgeführt. Der Kontrast der sagittalen und meridionalen Linienpaare an den verschiedenen Punkten von der Objektivmitte werden abgelesen und in das Diagramm eingetragen.

Das MTF-Diagramm besteht aus Messungen für die sagittalen und meridionalen Linien mit sowohl 10 Linien pro Millimeter als auch 30 Linien pro Millimeter. So ergibt sich ein Diagramm mit vier separaten Linien

NIKKOR Z 35 mm 1/1,8 S MTF-Diagramm
NIKKOR Z 35 mm 1/1,8 S Raumfrequenzen

Die rote für 10 Linien/mm (10 Linien pro Millimeter) gibt die Fähigkeit des Objektivs an, eine niedrige Raumfrequenz bzw. eine niedrige Auflösung zu reproduzieren. Die Linie zeigt die Kontrastwerte des Objektivs und je höher und gerader diese Linie ist, desto besser. Denn je höher die Linie abgebildet wird, desto größer ist der Kontrastbetrag, den das Objektiv reproduzieren kann. Die blaue Linie für 30 Linien/mm (30 Linien pro Millimeter) zeigt die Fähigkeit des Objektivs zur Darstellung einer höheren Raumfrequenz bzw. einer höheren Auflösung. Diese Linie bezieht sich auf das Auflösungsvermögen des Objektivs und auch hier gilt: Je höher die Linie ist, desto besser.

Die Linie beginnt auf der linken Seite des Diagramms, die die Objektivmitte darstellt. Mit dem Verlauf der Linie nach rechts zeigt sie die Kante des Objektivs, sodass Sie die Veränderung von Kontrast und Schärfe des Objektivs von der Mitte zur Kante des Bildes sehen können.

Mit MTF-Diagrammen den Bokeh-Effekt des Objektivs bestimmen

Ein weiteres Objektivmerkmal, das sich aus dem MTF-Diagramm ablesen lässt, ist das Bokeh des Objektivs. Bokeh ist ein Begriff, mit dem der Unschärfe- oder Schleiereffekt in den Bereichen des Fotos beschrieben wird, die nicht im Brennpunkt liegen. (Weitere Informationen finden Sie in unserem Artikel „Was ist Bokeh?“ hier.) Der Bokeh-Effekt variiert zwischen unterschiedlichen Objektiven und wird durch die Qualität der verwendeten Objektivelemente und die Anzahl der Blendenlamellen im Objektivdesign beeinflusst (mehr Lamellen erzeugen einen besseren Kreis und daher einen besseren Bokeh-Effekt). Je enger die durchgehende und gestrichelte Linie beieinander liegen, desto weicher ist der Unschärfeeffekt bei einem bestimmten Objektiv. 

Objektivleistung

Auch wenn zwei ähnliche Objektive des gleichen Herstellers anhand des MTF-Diagramms verglichen werden können, kann der Vergleich zwischen unterschiedlichen Herstellern aufgrund der Test- und Darstellungsunterschiede schwierig sein. Außerdem misst ein MTF-Diagramm nur die theoretische optische Leistung eines Objektivs. Viele Faktoren (Bildsensor der Kamera, Software-Einstellungen der Kamera, Filter, Motiv, Bewegung des Motivs/der Kamera usw.) können sich stark auf die endgültige Bildqualität auswirken, sodass MTF-Diagramme nur als Ausgangspunkt für den Vergleich und Kauf eines Objektivs herangezogen werden sollten. Es muss auch beachtet werden, dass es andere Abbildungsfehler gibt, die in einem MTF-Diagramm nicht abgebildet werden, wie zum Beispiel die lineare Verzeichnung (Krümmung gerader Linien), Farbfehler, Objektivstreulicht und Vignettierung (Lichtabfall an den Bildkanten). Bei der Kaufplanung sollten auch andere Faktoren berücksichtigt werden, wie Größe, Gewicht, Transportierbarkeit, Handhabung, Naheinstellgrenze und Bildstabilisator.

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